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Computertomographische Untersuchungen am Kopf des stehenden Pferdes

Wie jeder Pferdefachmann weiss: Gesunde Zähne sind wichtig für das Pferd. Als Pflanzenfresser müssen Pferde nämlich grosse Raufuttermengen aufnehmen und mit den Zähnen zerkleinern. Das benötigt eine feine Abstimmung der Anatomie und Biomechanik im Bereich der Maulhöhle, bei der viele verschiedene Strukturen beteiligt sind: Das Kiefergelenk, die Kaumuskulatur, die Lippen und dann natürlich ganz besonders die Zähne.

Bereits seit vielen Jahrzehnten beschäftigt sich die Wissenschaft intensiv mit den Pferdezähnen. Bedingt durch die schwierige Diagnostik konnten aber bis vor kurzem viele Erkrankungen erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium erkannt werden. Die grossen Fortschritte in der bildgebenden Technik haben in den letzten Jahren zu einer markanten Verbesserung der Diagnostik von Zahnerkrankungen beim Pferd geführt. So sind wir heute in der Lage, computertomographische (kurz «CT» genannt) Untersuchungen am stehenden Pferd in bester Qualität durchzuführen (Abbildung 1).

Mit dieser Technik ist es möglich geworden, den gesamten Kopf eines Pferdes innert 30 Sekunden zu untersuchen. Anschliessend können alle Details der Knochen, der Zähne und der Gelenke zwei- und dreidimensional aus verschiedenen Perspektiven beurteilt werden. Nicht nur bei Zahnproblemen, auch bei Atemwegserkrankungen, Verletzungen am Kopf, Augenerkrankungen, Tumorverdacht, Kopfschütteln/Kopfschlagen, Knochenwucherungen am Kopf bzw. am Zungenbein und bei nervlichen Auffälligkeiten können CT-Untersuchungen sehr hilfreich sein.

Abbildung 1: Ein Pferd wird stehend unter Sedation computertomographisch untersucht.

Sehen Sie auf den folgenden Bildern, welche Besonderheiten uns die CT-Diagnostik am Pferdekopf offenbaren.

Fallbeispiel 1

Ein Pferd wurde mit chronischem Nasenausfluss vorgestellt. Der radiologische Befund auf dem Röntgenbild (Abbildung 2, links) brachte keine Klärung. Die nachfolgende Untersuchung mittels Computertomographie am stehenden Pferd wies auf eine Infektion (Alveolarperiostitis) des 4. Backenzahnes am Oberkiefer hin (Abbildung 2, rechts). Der Zahn wurde daraufhin am stehenden Pferd entfernt – auch dies war nur dank moderner zahnmedizinischer Methoden möglich.

Während früher die Zahnentfernung nämlich eine grosse und auch gefürchtete Operation darstellte, können heute die meisten Zähne am stehenden und sedierten Pferd gezogen werden. Dies wurde durch die Entwicklung von besonderen Sedationstechniken sowie durch ein verbessertes Instrumentarium möglich. Diese Eingriffe sind um ein Vielfaches weniger belastend für die betroffenen Pferde und die Komplikationsrate konnte entsprechend reduziert werden. Im vorliegenden Fall war das Zahnfach nach 6 Wochen vollständig verheilt.

Abbildung 2: Links: Röntgenbild des Oberkiefers von einem Pferd mit Verdacht auf ein Zahnproblem. Hier konnte keine eindeutige Diagnose gestellt werden. Rechts: Mittels Computertomographie konnte der infizierte Zahn eindeutig dargestellt werden (Pfeil).

Fallbeispiel 2

Ein Pferd wurde mit schmerzhafter Schwellung unklarer Ursache am Kopf vorgestellt (Abbildung 3a). Mittels CT am stehenden Pferd konnte eine sogenannte «Suture periostitis» (eine Entzündung der Knochenhaut entlang einer Knochennaht) diagnostiziert werden (Abbildung 3b, links). Die Knochenteile wurden mittels zweier Platten chirurgisch fixiert und stabilisiert (Abbildung 3b, rechts).

Abbildung 3a: Links: Dieses Pferd wurde wegen einer unklaren Schwellung am Kopf vorgestellt.
Abbildung 3b: Links: Mittels CT konnte das Problem im Bereich der Suturen vom Kopf diagnostiziert werden (Pfeile). Rechts: Röntgenbild nach chirurgischer Fixation durch zwei Metallplatten.

Fallbeispiel 3

Pferd mit chronischer Fistel am Unterkiefer nach Entfernung eines missgebildeten Zahnes. Während im Röntgenbild keine Auffälligkeiten ersichtlich waren, konnte in der computertomographischen Untersuchung zwei übriggebliebene Zahnfragmente dargestellt werden (Abbildung 4).

Abbildung 4: Mittels einer CT-Untersuchung konnten zwei Zahnfragmente (Pfeile) als Ursache für die Fistel identifiziert werden.

Fallbeispiel 4

Ein 17-jähriger Holsteiner wurde mit einer Bindehautentzündung und Ausfluss am rechten Auge vorgestellt. Vorberichtlich waren ausser einer geringen Verhaltensänderung und einer zunehmenden Schwerrittigkeit für die Besitzer keine Beschwerden vorhanden. Sowohl ein Schädel-Röntgen als auch eine Ultraschalluntersuchung der Augenhöhle ergaben keine klare Diagnose. Bei der Augenuntersuchung stellte man eine Verminderung der Augenbeweglichkeit nach hinten und ein leichtes Hervorstehen des Augapfels fest. Die restliche Augenuntersuchung war ohne besonderen Befund. Daraufhin wurde eine CT Untersuchung des Kopfes am stehenden Pferd durchgeführt, welche eine grosse Zyste in den Nasennebenhöhlen zum Vorschein brachte (Abbildung 5), welche unter anderem auch auf das Auge und den Tränenkanal drückte. Die Zyste wurde chirurgisch entfernt, was zu einer kompletten Abheilung der Symptome führte.

Fin

Verfasst von

Pferdekliniken Redaktion