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Die Pferdemedizin im Wandel der Zeit

Die Entwicklung der Tiermedizin ist in den letzten Jahrzehnten rasant vorangeschritten. Zu Zeiten von James Herriot war der Tierarzt der alleskönnende Allgemeinpraktiker, der jegliche Erkrankung bei Haustieren, Nutztieren und Exoten behandeln konnte. Mit dem stetigen Fortschritt der Tiermedizin ist es heute kaum mehr möglich, alle Fachgebiete bei allen Spezies lege artis, also nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft, abzudecken. Eine entsprechende Spezialisierung hat seit einigen Jahrzehnten analog zur Humanmedizin auch in der Veterinärmedizin stattgefunden. Gleichzeitig zeichnete sich auch ein Geschlechterwandel ab: War der Beruf des Tierarztes früher ein traditioneller Männerberuf, finden
heute größtenteils Frauen den Weg in das anspruchsvolle Studium der Veterinärmedizin. Wenn hier also von „Tierärzten“ und „Spezialisten“ die Rede ist, sind natürlich immer auch die Kolleginnen gemeint.

Im Bereich der Pferdemedizin war der oben genannte Allgemeinpraktiker, sprich der Tierarzt in der Großtier- oder Gemischtpraxis, früher oft die erste Anlaufstelle für Pferdebesitzer. Heutzutage wird diese Rolle nicht selten durch Pferdepraktiker mit Zusatzausbildung im Bereich der Pferdemedizin übernommen. Diese sogenannten Fachtierärzte bieten eine solide pferdemedizinische Grundversorgung in allen Fachgebieten.

Als weitere Stufe der Spezialisierung haben sich diverse Gebiete entwickelt, für die es international anerkannte Spezialausbildungen gibt. Diese Ausbildungen nach den Richtlinien der sogenannten „Colleges“ – hier werden die „American Colleges“ und die „European Colleges“ unterschieden – stellen heutzutage die höchsten klinischen Qualifikationsstufen der Veterinärmedizin dar. Neben der internationale Vernetzung und dem regen Wissensaustausch zwischen Spezialisten stehen die „Colleges“ auch für „State-of-the-art”- Tiermedizin und dienen der Qualitätskontrolle sowie dem stetigen medizinischen Fortschritt.

Zu den Spezialgebieten, die über die „Colleges“ geregelt werden, zählen die Chirurgie, die Innere Medizin, die Notfall- und Intensivmedizin sowie die Sport- und Rehabilitationsmedizin. Weiter gibt es tierartübergreifende Spezialgebiete, die für die Pferdemedizin relevant sind. Hierzu gehören beispielsweise die Kardiologie, die Ophthalmologie, die Fortpflanzungsmedizin, die Anästhesiologie und Schmerztherapie, die Dermatologie, die Neurologie, die Onkologie, die Bildgebende Diagnostik, die Labormedizin und die Tierernährung. Größere, moderne Tierkliniken arbeiten heutzutage idealerweise interdisziplinär mit einer Vielzahl dieser Spezialisten, die sich gemeinsam um das Wohl der Patienten kümmern. Die Tiermedizin an diesen Kliniken ist größtenteils Teamarbeit.

Aufgrund der Größe der Pferde braucht es neben den personellen Voraussetzungen aber immer auch eine erstklassige Infrastruktur und eine moderne Ausstattung an Instrumenten und Geräten, um die Patienten adäquat behandeln zu können. Da Pferde heutzutage vermehrt nicht nur im Stall behandelt, sondern immer öfter für Diagnose und Behandlung in eine Klinik gebracht werden, gilt auch dem Pferdetransport ein besonderes Augenmerk. Vor allem in Notfallsituationen, wie zum Beispiel bei Koliken oder Frakturen, können Tierbesitzer und Tierärzte heutzutage oft auf ausgebildete Fachkräfte zählen, die spezielle Transportfahrzeuge mit besonderer Ausstattung zur Verfügung stellen können: Dazu zählen verschiedene Aufhängesysteme für Bergung und Transport, aber auch Matratzen, auf denen Pferde sogar liegend transportiert werden können.

“Warum ich diesen Beruf gewählt habe? Ich hätte mich mit etwas Einfacherem und Gemütlicherem beschäftigen können – wie Kohlebergbau oder Holzfällarbeiten. Wenn man sich entscheidet Tierarzt zu werden, wird man nie reich, aber man wird ein unendlich interessantes und vielfältiges Leben haben.”

James Herriot (1916–1995), britischer Tierarzt und Autor

Tierärztliche Betreuung im Leben eines Pferdes

Das Fohlen, welches heutzutage auch durch In-vitro-Fertilisation und Embryotransfer gezeugt werden kann, wird oft bereits während der Trächtigkeit der Stute regelmäßig überwacht. Es kann schon während und unmittelbar nach der Geburt beziehungsweise in den ersten Lebenswochen und monaten komplexe Probleme erleiden. Analog zur Humanmedizin können Fohlen auf neonatalen Intensivstationen durch Spezialisten der Notfall- und Intensivmedizin sowie der Inneren Medizin vollumfänglich betreut werden, bei Bedarf sogar mittels intravenöser Ernährung. Darüber hinaus können Fohlen schon früh Operationen unterzogen werden, beispielsweise bei Blasenrupturen, Nabelinfektionen, Frakturen oder Koliken. Diese kleinen, schwachen Patienten benötigen eine umfangreiche Abklärung und Stabilisierung, eine ausreichende OP-Vorbereitung, eine optimal angepasste Allgemeinanästhesie, einen erfahrenen Chirurgen sowie eine sorgfältige und intensive Nachsorge durch Intensivmediziner.

Während des gesamten Lebens eines Pferdes sind Tierärzte ein wesentlicher Teil des Teams, welches für die Gesunderhaltung und die Vorbeugung von Krankheiten zuständig ist. Dabei werden auch regelmäßig prophylaktische Untersuchungen durchführt. Darüber hinaus verletzen sich Pferde häufig oder entwickeln Krankheiten, die eine dringende tierärztliche Behandlung erfordern, um das Leben des Pferdes zu retten oder zu erhalten. Zu den häufigen prophylaktischen Maßnahmen gehören Fütterungsberatungen, Impfungen, Entwurmungen, Zahnbehandlungen und die Kastration. Diese Behandlungen werden meist von Pferdetierärzten oder Allgemeinpraktikern zu Hause in den Ställen durchgeführt. Allerdings besteht heute bei der Kastration von älteren Hengsten der „Trend“, in eine Klinik zu fahren und den Eingriff durch einen spezialisierten Chirurgen und einen spezialisierten Anästhesisten in einem sterilen Operationssaal durchführen zu lassen, wodurch das Komplikationsrisiko reduziert und die Erholung von der Operation beschleunigt wird. Verletzungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparats, Zahnerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Nervensystems, hormonelle und Stoffwechselerkrankungen, Blutkrankheiten, Harnwegserkrankungen, Infektionskrankheiten und Hauterkrankungen können jedes Pferd treffen.

Während die klinische Untersuchung ein wichtiger Bestandteil der Pferdemedizin ist und nach wie vor als Grundlage jeder Diagnose und Behandlung dient, ermöglicht der Einsatz einer Vielzahl von neuen diagnostischen Verfahren heute eine schnellere und exaktere Diagnose und hilft, die adäquate Behandlung auszuwählen und bietet dem Kliniker mehr Informationen, um eine korrekte Prognose zu stellen.

Methoden der Diagnostik und Therapie

In den letzten Jahren hat sich die Krankheitsdiagnostik durch den Einsatz modernster Röntgen und Ultraschallgeräte sowie durch die Szintigrafie, die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) deutlich verbessert. Röntgenaufnahmen sind schon länger Standard zur Diagnose vieler häufiger Erkrankungen, wie zum Beispiel von Lungenerkrankungen, orthopädischen Erkrankungen sowie Krankheiten am Kopf. Moderne, hochauflösende Ultraschallgeräte sind über die letzten Jahre auch für Pferdepraktiker erschwinglich geworden und seither weit verbreitet. Sie helfen bei der Diagnostik von Weichteilproblemen, zum Beispiel bei der Charakterisierung von Sehnenerkrankungen, der Beurteilung von Herzerkrankungen oder der Diagnose von Erkrankungen der Bauchhöhlenorgane.
Bei Erkrankungen von Leber, Niere, Milz, Lunge oder tiefergelegenen Lymphknoten können ultraschallgestützt Gewebeproben der verschiedenen Organe entnommen werden, um so eine definitive Diagnose zu stellen und eine Abschätzung der Prognose zu ermöglichen.

Außerdem haben fortgeschrittene bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel MRT, CT und Szintigrafie, eine zentrale Rolle in der Diagnose von orthopädischen und neurologischen Erkrankungen, von Kopf und Zahnerkrankungen sowie Erkrankungen vieler anderer Organe erlangt. Diese Verfahren sind aber naturgemäß größeren Kliniken vorbehalten. Die Vielfalt an bildgebenden Verfahren und an speziellen Modalitäten der einzelnen Verfahren bedarf heutzutage einer fundierten Ausbildung und großer Erfahrung, um die Untersuchungsbefunde korrekt auswerten und interpretieren zu können. Gerade die fortgeschrittenen Methoden sollten ausschließlich von entsprechenden Spezialisten angewendet werden, um Fehlinterpretationen und falsche oder verpasste Diagnosen zu vermeiden.

Die bildgebenden Verfahren werden aber zunehmend nicht nur diagnostisch, sondern auch zur Therapie verschiedener Erkrankungen angewendet. Im orthopädischen Bereich werden moderne Implantate heute über computerassistierte chirurgische Navigation oder CT-gestützt eingesetzt. So können Schrauben zur Stabilisierung von Knochenbrüchen und Knochenhaarrissen millimetergenau gesetzt werden. Auch Knochenzysten in anatomisch schwierig zugänglichen Regionen können so erfolgreich therapiert werden. Die Grenzen des Machbaren in der orthopädischen Chirurgie wurden so maßgeblich erweitert.

Pilzerkrankungen, welche im Bereich der Luftsäcke der Pferde die Arterien schädigen und zu lebensbedrohlichen Blutungen führen, werden gezielt mithilfe eines C-Bogens, eines speziellen
auf Röntgentechnologie beruhenden Gerätes, unter Durchleuchtungskontrolle behandelt. Dabei werden in den betroffenen Blutgefäßen mittels eines Katheters sogenannte Coils oder Vascular plugs eingesetzt, um diese zu verschließen und die Blutung zu stoppen. Schließlich können heute auch gewisse Herzrhythmusstörungen oder Herzmissbildungen mittels ultraschall- und röntgengestützter Herzkatheterisierung gezielt behandelt werden.

Um postoperative Schmerzen zu vermindern und um Komplikationen zu vermeiden, werden immer mehr Eingriffe minimalinvasiv, das heißt mittels „Schlüssellochtechnik“, durchgeführt. Bei den minimalinvasiven Eingriffen stehen die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) und Laparoskopie (Bauchhöhlenspiegelung) im Vordergrund, seltener werden Thorakoskopien (Brusthöhlenspiegelungen) vorgenommen. Mittels Arthroskopie können heute eine Vielzahl von Gelenkerkrankungen erfolgreich behandelt werden. Verschiedene laparoskopische Techniken dienen dazu, Diagnosen bei Magen-Darm-Erkrankungen oder Erkrankungen anderer innerer Organe zu stellen oder wiederkehrende Kolikarten wie beispielsweise die Verlagerung der Därme in den Milz-Nieren Raum oder in das Foramen epiploicum, einen Spalt zwischen verschiedenen Bauchhöhlenbereichen, permanent zu beheben. Zu den minimalinvasiven Eingriffen gehört aber auch die endoskopische Lithotripsie, d. h. die Zertrümmerung von Blasensteinen mittels hochenergetischer Schallwellen. Im Bereich der Atemwegschirurgie ermöglichen Diodenlaser oder Elektrokautergeräte, Eingriffe minimalinvasiv mittels eines Endoskops am stehenden Pferd durchzuführen. Diese Technik stellt neben Operationen wie der Laryngoplastik (zur Behandlung des Kehlkopfpfeifens) und dem sogenannten Tie-Forward (zur Behandlung der Dorsalverlagerung des Gaumensegels) den Grundpfeiler der Atemwegschirurgie dar.

Während es früher nicht möglich war, innere, schwer zugängliche Hohlorgane am lebenden Tier einfach einzusehen, kann der Tierarzt heute auf eine Vielzahl von hochauflösenden, starren oder flexiblen Endoskopen verschiedenster Dicke und Länge zugreifen, welche für diagnostische und therapeutische
Zwecke eingesetzt werden können. So können die Atemwege inklusive der Luftsäcke, die Maulhöhle, der Schlund, der Enddarm, die Harnwege einschließlich der Harnblase oder auch der äußere Ohrkanal relativ einfach untersucht werden. Um eine Magenspiegelung beim erwachsenen Pferd durchzuführen, stehen heute flexible Videoendoskope für Pferde mit bis zu 320 cm Länge zu Verfügung, mit denen man sogar bis in den Zwölffingerdarm vordringen kann und die auch für die Entnahme von Gewebeproben aus Magen und Darm geeignet sind.

Da gewisse Erkrankungen der oberen Atemwege dynamisch sind und vor allem unter Belastung auftreten, werden betroffene Pferde heutzutage nicht nur in Ruhe, sondern auch in der Bewegung untersucht. Dies kann entweder in einem Feldbelastungstest unter dem Reiter mithilfe eines mobilen, portablen Endoskopiesystems geschehen oder auf einem Hochgeschwindigkeitslaufband mittels stationärem Endoskopiesystem. Funktionell unklare Befunde lassen sich darüber hinaus mit einem Spirometriesystem, mit dem die Lungenfunktion quantitativ beurteilt werden kann, dynamisch untersuchen, um den Grad einer Atemwegsobstruktion zu bestimmen. Das alles wäre früher undenkbar gewesen.

Auch Herzgeräusche und Herzrhythmusstörungen sind häufig beim Pferd. Während einige davon als „normal“ oder als „krankhaft, aber relativ harmlos“ zu beurteilen sind, gehen andere mit einem deutlich erhöhten Nutzungsrisiko einher. Diese Fälle gilt es frühzeitig zu erkennen und zu beurteilen. Dazu stehen heutzutage verschiedene nichtinvasive Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung. Blutdruckmessungen, Herzultraschalluntersuchungen und Elektrokardiographie (EKG, inklusive Belastungs- und 24-Stunden-EKG) gehören zur Routinediagnostik, wobei die korrekte Durchführung und Beurteilung der Befunde eine spezielle Ausbildung und eine große Erfahrung bedingt, die nur an wenigen größeren Kliniken in Europa vorhanden ist. Belastungsuntersuchungen bei Herzpatienten können wie auch bei den oben genannten Atemwegspatienten entweder im Feld unter dem Reiter oder an der Longe geschehen beziehungsweise auf einem Hochgeschwindigkeitslaufband unter Klinikbedingungen.

Pferde mit Vorhofflimmern wurden früher ausschließlich mittels nebenwirkungsreicher Medikamente therapiert. Heute steht für diese Patienten in ausgewählten Kliniken zusätzlich auch die transvenöse elektrische Kardioversion, mit der direkt am Herzen die Erregungsleitung mittels Elektroschock „neu
gestartet“ wird, als Behandlungsmöglichkeit zu Verfügung. Selbst Herzschrittmacherimplantationen bei Pferden mit Herzrhythmusstörungen sind heute problemlos möglich. Und derzeit bestehen sogar erste Bestrebungen, gewisse Arrhythmien beim Pferd auch mittels elektrischer Kartierung (sogenanntem Mapping) und darauffolgender Katheterablation, der Verödung von krankhaftem Gewebe mittels eines Katheters, zu behandeln.

Bildgebende Untersuchungen sind heute Routine und zentraler Bestandteil der Diagnostik vieler Erkrankungen beim Pferd. (Bild: Computertomografische Untersuchung am stehenden Pferd an der Pferdeklinik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich)

Auch für Augenerkrankungen und -verletzungen stehen heute Spezialisten mit modernsten Instrumenten und Apparaturen für qualitativ hochwertige Diagnostik und Therapie zur Verfügung. Patienten mit der sogenannten Periodischen Augenentzündung (Mondblindheit) können mittels chirurgischer Entfernung des Glaskörpers, der Vitrektomie, oder der Einsetzung von Implantaten, die das Immunsuppressivum Cyclosporin freisetzen, behandelt werden. Wenige Zentren bieten auch Kataraktoperationen, also chirurgische Behandlung des Grauen Stars mit mit Implantation von Kunstlinsen, die chirurgische Behandlung des landläufig als Grüner Star bekannten Glaukoms und die Stabilisierung von Hornhautverletzungen mittels UV-Bestrahlung an. Sie verfügen außerdem über unterschiedliche Lasergeräte zur Behandlung verschiedener Augenkrankheiten und über hochmoderne bildgebende Techniken wie Magnetresonanztomographie, hochauflösendem Ultraschall und optischer Kohärenztomographie (ein zwei- und dreidimensionale Aufnahmen in Mikrometerauflösung ermöglichendes bildgebendes Verfahren), für die detailgetreue Untersuchung von Augenhöhle, Augapfel,
Hornhaut und Netzhaut.

Da das Pferd ein Fluchttier ist, stellt die Aufstehphase nach der Allgemeinanästhesie, der Narkose, einen kritischen Zeitpunkt dar, während dem es zu Verletzungen oder Frakturen kommen kann. Mit der Betreuung durch spezialisierte Anästhesisten, assistierten Aufstehphasen mit speziell dafür entwickelten
Geschirren und Aufhängevorrichtungen und der Möglichkeit, Pferde in einem Wasserbad schonend und sicher aufwachen zu lassen, können die Komplikationen deutlich reduziert und die chirurgischen Möglichkeiten, gerade in der Frakturfixation, deutlich erweitert werden. Dennoch werden immer mehr diagnostische Maßnahmen wie CT oder MRT auch am stehenden Pferd durchgeführt. Ebenso können heute dank besseren Sedationsmitteln und Sedationsprotokollen viele Operationen ohne Vollnarkose durchgeführt werden. Pferde müssen durch den Einsatz von schmerzverhindernden Methoden und die Verwendung moderner Schmerzmittel im Zusammenhang mit Operationen auch keine unnötigen
Schmerzen mehr erleiden. Die Pferde werden engmaschig überwacht und der Schmerztherapieplan dem Zustand des Tieres angepasst.

Im Bereich der Orthopädie nimmt die Lahmheitsdiagnostik einen wichtigen Teil der täglichen Arbeit eines Tierarztes ein. Hierbei wird mit diagnostischen Anästhesien der Sitz der Lahmheit konsequent lokalisiert, um so auch die zunehmenden Informationen aus der bildgebenden Diagnostik in ihrer klinischen Bedeutung richtig einzuschätzen. Früher wurden die Lahmheiten nur subjektiv durch den Tierarzt beurteilt; heute besteht die Möglichkeit, für komplizierte Lahmheiten ein Sensorensystem zu Hilfe zu nehmen, einen sogenannten „Lameness locator“. Pferde werden heutzutage nicht nur auf einem Laufband oder Wasserlaufband trainiert oder rehabilitiert, auch komplizierte Lahmheiten können auf dem Laufband mit integriertem Kraftmesssystem direkt quantifiziert werden. Dieses Ganganalysesystem wird vor allem bei schwierig zu erkennenden, geringgradigen Lahmheiten oder bei Lahmheiten, die sich erst bei höheren Geschwindigkeiten manifestieren, eingesetzt. Im sich rasch entwickelnden Bereich der regenerativen Medizin wird mehr auf die Heilung degenerativer Erkrankungen gesetzt als auf die Symptombekämpfung. So schreitet die Veterinärmedizin ähnlich wie die Humanmedizin voran, und Stammzelltherapie sowie die Behandlung mit Eigenblut die Fachbegriffe sind Platelet rich plasma und Interleukin-1-Receptor-Antagonist Protein Processing System (IRAP) – sind Alltag bei der Behandlung von Sehnen- und Gelenkerkrankungen.

Wie in der Humanmedizin ist auch die Rehabilitation mit Schwerpunkt der Reathletisierung und Bewegungsschulung im Aufbau heute der Schlüssel einer erfolgreichen Behandlung. Patienten mit Verletzung, Rückenschmerzen oder auch fehlhaltungsbedingten Lahmheiten können auf dem Laufband unter kontrollierten Bedingungen neue Haltungen einüben oder ein gezieltes Krafttraining absolvieren. Gleichzeitig wird der Heilungsverlauf durch das Lösen von Verspannungen und Bewegungseinschränkungen durch Physiotherapie, Osteopathie, Akupunktur oder Chiropraktik unterstützt.
Tumordiagnostik und -behandlung ist ein relativ neues Feld der Pferdemedizin, welches in Zukunft wahrscheinlich vermehrt an Bedeutung gewinnen wird. Bereits heute stehen nicht nur verschiedene Arzneimittel, die Chemotherapeutika, zur Verfügung, auch die Tumorbestrahlung rückt in den Bereich
des Möglichen und wird an einem Zentrum in Deutschland bereits routinemäßig angeboten.
Auch altersbedingte Erkrankungen werden immer häufiger, da heutzutage viele Pferde auch nach ihrer aktiven Nutzung als Sport- und Freizeitpferd ihren Lebensabend auf einer Weide erleben dürfen und dadurch die Pferdepopulation immer älter wird. Aufgrund dieser veränderten Haltungsbedingungen und des medizinischen Fortschritts können Pferde heute gut über 30 Jahre alt werden. Dementsprechend wird auch die Anforderung an die Betreuung von geriatrischen Patienten steigen.

Es ging um ein sterbendes Pferd, und Mr. Sidlow beschrieb die bis dahin erfolgte Behandlung. Er erklärte, dass er rohe Zwiebeln in das Rektum des Pferdes geschoben habe. Er könne nicht verstehen, warum es nun so unruhig auf den Beinen sei. Siegfried machte ihm klar, dass wenn er eine rohe Zwiebel in Mr. Sidlows Rektum einführen würde, er, Mr. Sidlow, zweifellos auch unruhig auf den Beinen wäre.

James Herriot

Die Ansprüche des Pferdebesitzers

In der heutigen Zeit erscheint diese Behandlungsmethode durch den Besitzer skurril, zuzeiten von James Herriot war das Pferd aber vorwiegend ein Nutz- und Arbeitstier und die medizinischen Methoden waren weit weniger ausgereift. Dementsprechend waren auch die Ansprüche der Besitzer primär auf die Nutzbarkeit der Pferde ausgerichtet. Heute werden Pferde größtenteils als Teil der Familie angesehen oder sind wertvolle Begleiter in Sport und Freizeit. Entsprechend haben sich auch die Erwartungen der Kunden verändert. Die Kunden wollen nicht nur ein „funktionstüchtiges“ Pferd, sondern vor allem auch ein Pferd, dem es gut geht und dem es an nichts fehlt. Und viele Kunden sind auch bereit, ein Vielfaches des eigentlichen Wertes des Tieres für die medizinische Behandlung auszugeben. Um den Ansprüchen der Kunden, aber auch den Anforderungen an die heutige moderne Pferdemedizin gerecht zu werden, muss eine Überweisungsklinik für Pferde heutzutage viele der oben genannten Spezialgebiete abdecken können, da es oft das Zusammenspiel mehrerer Spezialisten erfordert, um eine komplizierte Erkrankung zu behandeln. So kann es heute durchaus vorkommen, dass ein Pferd mit Kolik durch einen Internisten abgeklärt, von einem Chirurgen operiert und die Narkose durch einen Anästhesisten geleitet wird. Die umfassende Rund-um-die-Uhr-Betreuung und Überwachung von stationären Pferdepatienten sowie die Besetzung eines 24-Stunden-Notfalldienstes sind heutzutage ebenfalls unumgänglich.

Die aktuellen Herausforderungen

Da die Work-Life-Balance und Teilzeitbeschäftigungsmöglichkeiten in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger werden, sind Einzelpraxen in der Zwischenzeit zu einer Seltenheit geworden; Gruppenpraxen oder Kliniken mit mehreren Mitarbeitern sind heute die Regel, was jedoch dazu führt, dass die Pferdebesitzer nicht immer und rund um die Uhr eine einzige Ansprechperson zu Verfügung haben.

Während früher der Tierarzt wie auch der Arzt als alleinige Ansprechperson für medizinische Fragen galt, ist heute dank Internet und der Entwicklung von Berufssparten am Rande der klassischen Medizin (Osteopathen, Chiropraktiker, Tierheiler) ein breites Spektrum an Möglichkeiten vorhanden, sich zu
informieren und anderweitig beraten zu lassen. Leider wird dadurch aber die medizinische Versorgung der Patienten nicht zwingend und in jedem Fall nur besser.

Spezialisierte Infrastruktur, Spezialausbildungen, Untersuchungen und Behandlungen sind teuer. Da die Behandlung in der Humanmedizin oft direkt durch die Krankenkassen abgerechnet wird, ist dem Einzelnen oft nicht bewusst, wieviel Geld medizinische Behandlungen kosten. Hier kommen dann oft die finanziellen Überlegungen ins Spiel, wenn über das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei einem Patienten entschieden werden muss. Krankenversicherungen für Pferde, auch wenn nach wie vor nicht überall sehr verbreitet, können hier eine gewisse Absicherung bieten.

Untersuchung der Halsbeweglichkeit im Rahmen der orthopädischen Untersuchung.

Fazit

Die Entwicklung der Pferdemedizin ist in den letzten Jahrzehnten rapide vorangeschritten, analog zu den wissenschaftlichen Errungenschaften in der Humanmedizin. Was früher undenkbar war, ist heute zum Standard geworden, und viele diagnostische Möglichkeiten, aber auch Behandlungsmöglichkeiten
aus der Humanmedizin wurden speziell auf Pferde adaptiert. So ist die bestmögliche Behandlung
unserer Weggefährten nun möglich.

Die meisten Pferdebesitzer wünschen sich nur die beste Behandlung für ihre Schützlinge. Sich einen Überblick über die diversen Angebote verschiedener Pferdekliniken zu verschaffen, kann allerdings schwierig sein. Die Pferdeklinik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich freut sich daher, diese Ausgabe von „Premium Pferdekliniken“ als Herausgeber publizieren zu dürfen. Das Werk beinhaltet
eine Auswahl von Pferdekliniken im deutschsprachigen Raum und gibt einen Überblick über die Angebotspalette der einzelnen Kliniken sowie das Vorhandensein entsprechender Spezialisten in den jeweiligen Kliniken. Dies soll dem Leser ermöglichen, die für ihn, sein Pferd und die entsprechende Problemstellung am besten geeignete Klinik zu finden.

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