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Neuer Magnetresonanztomograph für Untersuchungen am stehenden Pferd

Nachdem die Pferdeklinik der Universität Zürich seit vielen Jahren die Möglichkeit hat, Pferde in Allgemeinanästhesie mit einem Hochfeld-Magnetresonanztomographen (MRT) zu untersuchen, steht seit kurzem auch ein Niederfeld-MRT für Untersuchungen der distalen Gliedmaßen am stehenden Pferd zu Verfügung. 

Abbildung 1: Am 23. April 2020 wurde der neue Magnetresonanztomograph für Pferde geliefert.

Der große Vorteil einer MRT-Untersuchung, unabhängig ob Hoch- oder Niederfeld, liegt in der Untersuchung der Weichteilstrukturen (Sehnen, Bänder, Gelenke, Gelenkknorpel, Horwand), welche im Bereich des Hufes und der Fesselbeuge mit Ultraschall nur limitiert oder gar nicht untersuchbar sind. Des Weiteren können wichtige Veränderungen der Knochenstrukturen, insbesondere das Knochenmarködem, festgestellt werden. Dieses kann mechanische (trabekuläre Frakturen, Mikrofrakturen, Stressfrakturen), reaktive (Arthrose, Arthritis) oder ischämische (reduzierte Durchblutung) Ursachen haben und ist auf dem Röntgenbild nicht zu erkennen. 

Das Hochfeld-MRT bleibt dem Niederfeld-MRT hinsichtlich der exzellenten optischen Auflösung (höhere Sensitivität für kleine Läsionen) und grösseren diagnostischen Möglichkeiten überlegen. Hierzu müssen die Patienten jedoch in Allgemeinanästhesie gelegt und stationär untersucht werden. Der Niederfeld-MRT bietet den aussergewöhnlichen Vorteil, dass ein Pferd stehend unter Sedation untersucht werden kann (Abbildung 2). Die Hauptanwendung des Niederfeld-MRT liegt im Bereich des Fesselgelenkes bis zum Huf (Abbildung 3). Bei bestimmten Indikationen kann er auch bis zum Carpus und Tarsus eingesetzt werden. Die MRT-Untersuchung einer einzelnen Region dauert in etwa eine Stunde, ohne Vorbereitung. Je nach Fragestellung werden in der Regel zwei Regionen gescannt (z.B. Fesselgelenk und Huf eines Beines oder beide Vorderhufe). In diesem Zusammenhang ist es besonders wertvoll, dass die Spezialistinnen und Spezialisten für bildgebende Diagnostik schon während der Untersuchung «live» die Bilder ansehen können. Sie können so entscheiden, welche weiteren Sequenzen angefertigt bzw. Regionen untersucht werden sollten, um für den einzelnen Patienten eine optimale Diagnostik zu bieten.

Abbildung 2: Der Patient wird sediert und die zu untersuchende Gliedmaße wird in den offenen MRT gestellt.

Die Durchführung und Befundung der MRT-Studien erfolgt ausschließlich durch das Spezialisten-Team der Klinik für Bildgebende Diagnostik (Abbildung 3). Das universitäre Tierspital Zürich zählt nämlich zu den wenigen Institutionen weltweit, die neben Kleintier-Radiologinnen und -radiologen auch Großtier-Radiologinnen und Radiologen mit international anerkanntem Diplom ausbilden (Leitung des Ausbildungsprogrammes: Dr. José Suarez Dipl. ECVDI-LA).

Abbildung 4: Mitglieder des Spezialisten-Teams für Bildgebende Diagnostik im MRT-Container. Von links nach rechts: Dr. José Suarez, Oberarzt; Prof. Stefanie Ohlerth, Oberärztin; Dr. Brice Donati, Resident ECVDI-LA.

Die Untersuchungen werden am Tierspital immer vormittags angeboten. Die Kosten einer stehenden MRT-Untersuchung betragen ca. CHF 2400. Darin enthalten sind auch die Kosten für die Vorbereitung (Entfernung der Eisen, Hufröntgen zur Identifikation von Metallresten, Legen eines Katheters) und die Sedation. Pferde können jederzeit für Untersuchungen überwiesen werden. Das Spezialisten-Team der Klinik für Bildgebende Diagnostik und der Klinik für Pferdechirurgie steht beratend bezüglich der Indikationen zu Verfügung. Für eine gezielte MRT-Untersuchung bitten wir die Überweiser darum, einem Mitarbeitenden der Klinik für Pferdechirurgie die Fragestellung im Detail zu erklären. Für eine gute Vorbereitung sollte das Pferd bereits am Vortag gebracht werden. Die Pferde können nach der MRT-Untersuchung aber noch am selben Tag wieder nach Hause entlassen werden. Der schriftliche Bericht mit den für die Diagnose relevanten Bildern und auf Wunsch auch die gesamte MRT-Studie im DICOM-Format werden innerhalb einiger Tage zugestellt. 

Fin

Verfasst von

Pferdekliniken Redaktion